Europäischer Aal

Anguilla anguilla (LINNAEUS, 1758)

Andere deutsche Namen:
Flußaal
Namen für verschiedene Entwicklungsstadien: Glasaal, Steigaal, Gelbaal, Grünaal, Silberaal

Biologie

Der Aal ist neben der Flunder der einzige heimische Fisch, der im Meer laicht und im Süßwasser aufwächst, also katadrom wandert. Die von der Meeresströmung unterstützte Wanderung der Larven aus dem Laichgebiet der Sargassosee im Westatlantik bis an die europäische Küste dauert zwei bis drei Jahre. Vor dem Aufstieg in die Flüsse wandeln sich die Larven zunächst in farblose Glasaale und später während der Wanderung in die Binnengewässer in dunkelgefärbte Steigaale um. Bei der flußaufwärts gerichteten Wanderung vermögen sie teilweise Schleusen, kleinere Wehre und Wasserfälle zu überwinden. Große Hindernisse, wie beispielsweise der Rheinfall in Schaffhausen, werden jedoch nur durch einzelne Steigaale überwunden. In ihren eigentlichen Wohngewässern, sowohl Flüsse bis zu den Oberläufen als auch stehende Gewässer, durchleben die Aale eine ca. 5-15jährige stationäre Freß- und Wachstumsperiode, die unter ungünstigen Bedingungen auch deutlich länger ausfallen kann. Daran schließt sich die Rückwanderung in die Laichgebiete des Sargassomeeres an; die Geschlechtsreife wird während dieser Wanderung erreicht. Die Nahrung kleinerer Aale besteht hauptsächlich aus Würmern, Insektenlarven, und Kleinkrebsen. Ab 40 cm Körperlänge wechseln die Aale in unseren Gewässern zunehmend auf Fischnahrung, die ab 55 cm überwiegt.

Verbreitung / Gefährdung
Verbreitung in Europa:

Europäische und nordafrikanische Küsten sowie hier mündende Flüsse mit ihren Einzugsgebieten. Im Süßwasser liegt die Hauptverbreitung in durchflossenen Seen, sowie in der Brachsen- und Barbenregion der Flüsse. Im Schwarzmeergebiet und in der oberen Donau weniger häufig. Ob vereinzelte Aale in der Donau bis in den deutschen Raum aufgestiegen sind, ist unklar.

Vorkommen in Deutschland:

Nicht zuletzt verdankt der Aal seine gleichmäßig häufige Verbreitung den umfangreichen Besatzmaßnahmen der letzten Jahrzehnte. Wo er nicht besetzt wird wandert er, wenn keine Querhindernisse vorhanden sind, ein. Bei massiven Besatzmaßnahmen in Flußunterläufen wandert er sogar bis in die Forellenregion mancher Gewässer.

Gefährdungsfaktoren:

Potentiell durch die vielen Aufstiegshindernisse gefährdet. Diese Gefärdung wird in der Regel momentan jedoch durch oft sogar zu hohen Besatz kompensiert. Durch einen in den 80er Jahren diese Jahrhunderts eingeschleppten Schwimmblasenparasiten könnte sich jedoch eine zukünftige Gefährdung ergeben. In den letzten Jahren ist die Anzahl der einwandernden Glasaale drastisch zurückgegangen. Hinzu kommt, daß diese Glasaale im hohen Maße für gastronomische Zwecke vermarktet werden.

Schutz:

Wasserkraftanlagen, die ein erhebliches Gefährdungspotential für den Aal bilden, sollten durch geeignete Schutz- und Umlenkeinrichtungen ausgerüstet werden, um so ein gefahrloses Abwandern zu ermöglichen. Das Vermarkten von Glasaalen für gastronomische Zwecke muß unterbunden werden.

 

Fortpflanzung
Leptocephalus Larve

Der Aal wandert als Blankaal im Spätherbst aus den Binnengewässern in das Meer aus und dort ins Sargassomeer im Westatlantik.

Glasaale

Dort laicht er ab und stirbt anschließend. Die im Wasser schwebenden Eier entwickeln sich zuerst zu lanzettförmigen Larven, den Leptocephali. Diese Larven wandern in den nächsten 2,5 bis 3 Jahren mit dem Golfstrom an die Küsten Europas. Dort machen sie eine Metamorphose zu dem noch pigmentfreien Glasaal durch, der dann in die Binnengewässer einwandert. Hinsichtlich Laichgebiet, Laichzeit und Laichwanderung bestehen noch zahlreiche offene Fragen.

Anzahl Eier pro Weibchen: bis 500.000 pro kg Körpergewicht
Eigröße: ca. 0,12 mm
Fortpflanzungszeit:  Frühjahr
Geschlechtsreife: M: 6-7 J. W: 9-18 J
Tagesgrade: 160
Bestimmung

Der Körper ist rund und schlangenartig, die Schuppen sind sehr klein. Die Seitenlinie ist vollständig, das Mund endständig. Die Mundspalte reicht bis unter die Augenmitte. Die dunkel braun-grüne Färbung ist am Bauch heller („Grünaal“), bei älteren Exemplaren zur Geschlechtsreife hin weiß bis silbrig („Blankaal“). Die Männchen erreichen die Geschlechtsreife wesentlich früher als die Weibchen und wandern dementsprechend früher ab.

Flossenstrahlen:

Rückenflosse 245-280
Schwanzflosse mit Rü- und Afterfl. vereinigt
Brustflosse 15-20
Bauchflosse fehlt
Afterflosse 191-235
Fettflosse keine

Seitenlinie vorhanden

Wachstum
Aal-Otolith
Zur Altersbestimmung präparierter Otolith eines Aales

Aale besitzen keine anderen für die Altersbestimmung verwertbare Altersstrukturen als Otolithen. Diese müssen mit hohem technischen Aufwand präpariert werden. Die ähnlich wie bei einer Baumscheibe zentrisch angeordneten Strukturen lassen auf das Alter des Aales schließen.

Literatur

Fische, Neunaugen und Flusskrebse in den Binnengewässern Deutschlands, Österreichs und der Schweiz