Schlammpeitzger

Misgurnus fossilis (LINNAEUS, 1758)

Andere deutsche Namen:
Wetterfisch, Moorgrundel, Pintzger, Pisker, Peitzger, Bißgurre, Mistgurre, Pfuhlfisch, Pute, Schweinsfisch, Schlammbeißer, Kurpietsch

Biologie

Der Schlammpeitzger bevorzugt vor allem nährstoffreiche, sommerwarme Gräben und Bäche mit geringer Strömung oder stehende Kleingewässer. Der Boden seiner Wohngewässer besitzt einen tiefen Schlammgrund. In sauren, moorigen Gewässern fehlt er. Die akzessorische Darmatmung der Cobitiden (Schmerlenartige), ist beim Schlammpeitzger besonders gut ausgebildet. Hierbei schwimmt der Schlammpeitzger zur Wasseroberfläche, schluckt Luft und gibt gleichzeitig die verbrauchte Luft geräuchvoll durch die Afteröffnung wieder ab (das hat ihm wohl den Lokalnamen Piepaal gegeben). Die eigentliche Sauerstoffaufnahme findet im Enddarm statt, der mit seiner dünnen, mit einem engen Gefäßnetz durchsetzten Darmwand darauf spezialisiert ist. Der Schlammpeitzger kann so Zeiten mit niedrigen Sauerstoffgehalten überstehen. Selbst das Austrocknen des Gewässers kann er überdauern. Er macht dann jedoch keine „Sommerruhe“ wie vielfach angenommen, sondern hält sich tagsüber im noch feuchten Schlamm auf und kommt nachts zur Oberfläche um seine Darmluft aufzufrischen. Der Schlammpeitzger reagiert sehr empfindlich auf geringste Druckschwankungen, was er unter anderem durch seine hohe Aktivität vor Gewittern zeigt (Wetterfisch). Tagsüber ist der Schlammpeitzger im Schlammgrund des Gewässers verborgen. Erst mit einbrechender Dunkelheit wird er aktiv und geht auf Nahrungssuche. Gefressen werden Würmer, Kleinkrebse, Insektenlarven und Pflanzenteile.

Verbreitung / Gefährdung
Verbreitung in Europa:

Der Schlammpeitzger kommt in Mittel- und Osteuropa bis zum Don vor. Er fehlt im gesamten Südeuropa, in Großbritannien, der irischen Insel und in Skandinavien.

Vorkommen in Deutschland:

Der Schlammpeitzger gilt in ganz Deutschland als stark gefährdet, in einigen Bundesländern sogar als verschollen bzw. ausgestorben. Er ist auf nur wenige Restpopulationen zurückgedrängt, kann aber hier hohe Bestandsdichten erreichen.

Gefährdungsfaktoren:

Insbesondere der Verlust der Wohngewässer durch den Verbau und Wegfall von Auengewässern, die Verdohlung von Gräben und die Versiegelung von Kleingewässern bedrohen die Existenz des Schlammpeitzgers. Aber auch die intensive Pflege von Gräben wie die Grabenräumung durch Grabenfräsen können bestehende Bestände vernichten und eine Wiederbesiedelung verhindern.

Schutz:

Die Erhaltung von Auen- und Kleinstgewässern und der Rückbau noch bestehender Kleinstgewässer in einen naturnahen Zustand sichern noch bestehende Populationen. Insbesondere die Grabenpflege durch Sohlfräsen sollte nur eingeschränkt durchgeführt und sich mehr an dem vorhandenen Arteninventar und seinen Bedürfnissen orientieren. Der Bau von Kleinstgewässern und die Wiederansiedlung durch Besatz sind weitere Stützungsmaßnahmen.

Fortpflanzung

Wie bei den anderen europäischen Schmerlenartigen gibt es auch bei dem Wissen zur Fortpflanzungsbiologie des Schlammpeitzgers große Defizite. Ein Grund hierfür ist sicher auch seine Nachtaktivität. Auch das Laichgeschäft findet in der Nacht statt. Die hellgelben, stark klebenden Eier werden ungezielt an dem sich bietenden Laichsubstrat abgelegt.

Anzahl Eier pro Weibchen: bis 150.000
Eigröße: 1,5 mm
Fortpflanzungszeit: April – Juni
Geschlechtsreife: 2. Jahr
Tagesgrade: 120
Bestimmung

Der Schlammpeitzger ist der größte Vertreter der einheimischen Cobitiden (Schmerlenartige). Er besitzt einen langgestreckten, walzenförmigen Körper. Das relativ kleine Maul ist unterständig und von dicken Lippen umgeben. Von den 10 Barteln sitzen vier lange über der Oberlippe, zwei lange in den Mundwinkeln und vier kurze an der Unterlippe. Die Schuppen sind klein, queroval und dachziegelartig angeordnet. Die Seitenlinie ist in den meisten Fällen vollkommen reduziert. Der Rücken ist dunkelbraun, die Seiten haben ein breites, gelbbraun gesäumtes dunkelbraunes Band. Der Bauch ist hellbraun bis gelblich gefärbt. Die Flossen sind hellgrau bis hellbraun. Ein weiteres Merkmal ist ein beidseitig liegender Hautwulst, der etwa auf der Mittellinie liegt, unterhalb der Rückenflosse beginnt und sich in Richtung Schwanzflosse verliert. Auch außerhalb der Laichzeit sind beim Schlammpeitzger deutliche Geschlechtsunterschiede vorhanden. Auffallendstes Merkmal ist der Größenunterschied der Brustflossen, die beim Männchen um 1/3 länger sind als die des Weibchens. Zusätzlich sind beim Männchen die Brustflossen spitzer und der zweite Flossenstrahl der Brustflossen ist verdickt.

Flossenstrahlen:

Rückenflosse 7 – 11
Schwanzflosse 14 – 15
Brustflosse 9 – 12
Bauchflosse 7 – 8
Afterflosse 7 – 9
Fettflosse keine

Seitenlinie ist reduziert oder fehlt ganz!

Wachstum
Literatur

Fische, Neunaugen und Flusskrebse in den Binnengewässern Deutschlands, Österreichs und der Schweiz