Bachneunauge

Lampetra planeri (BLOCH, 1784)

Andere deutsche Namen:
Adultes Stadium: Pricke, kleine Pricke, Neunhocker
Larvenstadium: Querder, Leinaal, Kieferwurm, Uhle

Biologie

Im Gegensatz zu Meer- und Flussneunauge ist das Bachneunauge das einzigste stationär lebende Rundmaul in Deutschland. Es besiedelt klare Bäche und kleine Flüsse in der Forellen- und Äschenregion. Die meiste Zeit seines Lebens verbringt es im Larvenstadium (Querder), das drei bis vier Jahre dauert. Während dieser Zeit lebt der Querder im Sand verborgen. Nur das Maul ragt etwas ins strömende Wasser um Schwebteilchen, von denen sich der Querder ernährt, aus dem Wasser filtrieren zu können. Der Name Neunauge geht auf eine falsche historische Beschreibung zurück, wonach der Beobachter neben dem eigentlichen Auge auch die Nasenöffnung und die sieben Kiemenspalten als Augen ansah.

Verbreitung / Gefährdung
Verbreitung in Europa:

Das Bachneunauge ist im gesamten Mitteleuropa vorhanden. Im mittleren und unteren Teil des Donaueinzugsgebietes ist es nicht vorhanden. In Italien kommt es nur in einem Teil der apeninischen Halbinsel vor. In Nord- und Westskandinavien fehlt es. Das Vorkommen ist in vielen Bereichen nicht klar bestimmt.

Vorkommen in Deutschland:

Das Bachneunauge kommt in ganz Deutschland vor. Es ist jedoch durch viele Gefährdungsfaktoren stark dezimiert worden. In allen Bundesländern wird es als vom Aussterben bedroht bzw. als stark gefährdet eingestuft. Kartierungsergebnisse in einzelnen Bundesländern scheinen jedoch zu bestätigen, daß die Bestände bisher unterschätzt wurden.

Gefährdungsfaktoren:

Die Monotonisierung der Gewässer durch Ausbau und Begradigung ist wie die Gewässerverschmutzung ein wesentlicher Gefährdungsfaktor. Laichwanderungen und Wiederbesiedlungen werden oft durch Querbauwerke verhindert.

Schutz:

Gewässerreinhaltung, Sanierung und Renaturierung durch Wiederherstellung von strukturreichen Gewässern ermöglichen den Bachneunaugen eine ungestörte Reproduktion und die Wiederbesiedlung von Gewässern. Eine oft notwendige Gewässerunterhaltung (Sandfänge u. ä.) sollte auf den notwendigen Schutz der Bachneunaugen abgestimmt sein.

 

Fortpflanzung
Bachneunaugen bei der PaarungBachneunaugen bei der Paarung
Bachneunaugen bei der Paarung

Im 3. oder 4. Herbst bildet sich der Querder in das adulte Bachneunauge um. Der Körperbau dieses adulten Stadiums ist vor allen Dingen für die Fortpflanzung ausgerichtet. Der Verdauungstrakt ist stark zurückgebildet und funktionslos. Zum Ablaichen wandert das Bachneunauge im Frühjahr bachaufwärts. An günstigen Laichplätzen schlagen sie in kleinen Rudeln von 6 – 12 Tieren Laichgruben, indem sie sich mit ihrem Maul an Steinen festsaugen und mit schlängelnden Bewegungen die Gruben freischlagen. Zur Eiablage windet sich das Männchen so um den Körper des Weibchens, daß es dabei mit einer vom Schwanzteil des Weibchens gebildeten Schleife die Eier aus der Leibeshöhle regelrecht herauspresst. Beim Ausstoßen der hellgelben Eier werden sie vom Männchen befruchtet. Nach der Eiablage sterben die Elterntiere ab. Ca. 9-20 Tage nach der Eiablage schlüpfen die Larven. Bis zur Aufzehrung des Dottersackes bleiben die Larven an dem Ort der Eiablage und suchen erst dann, mit einer Länge von 8-9 mm, ruhige Bachbereiche auf um sich dort einzugraben.

Anzahl Eier pro Weibchen: bis 1.500
Eigröße: 1,3 mm
Fortpflanzungszeit: März – Juni
Geschlechtsreife: 4. Jahr
Tagesgrade: 125
Bestimmung

Die beiden Teile der Rückenflosse stoßen aneinander. Die äußeren Spitzen des Maxillarzahns sind weit getrennt und die Mundscheibe ist nur mit einer inneren Reihe von Rundzähnen besetzt. Der Rücken und die Seiten sind graugrün, der Bauch weißlich gefärbt. Das Männchen besitzt zur Laichzeit ein röhrenartig verlängertes Begattungsorgan. Nach der Metamorphose ist das adulte Bachneunauge kleiner als die Larve vor der Metamorphose.

Flossenstrahlen:

Rückenflosse ohne Flossenstrahlen
Schwanzflosse ohne Flossenstrahlen
Brustflosse keine
Bauchflosse keine
Afterflosse ohne Flossenstrahlen, mit Schwanzflosse verbunden
Fettflosse keine

Keine Seitenlinie vorhanden

 

 

Wachstum
Literatur

Fische, Neunaugen und Flusskrebse in den Binnengewässern Deutschlands, Österreichs und der Schweiz